Ich möchte dich auf ein Interview zwischen Daniel Stelter und den Deutschen Wirtschaftsnachrichten aufmerksam machen. Den Wortlaut habe ich hier zum Teil geändert, damit der Text hier zusammenpasst.
Zum Inhalt
Daniel Stelter fordert sofortige Schuldenschnitte in Europa: Deutschland würde damit immer noch weniger verlieren als mit einer Fortsetzung des Schuldenwahns. Denn derzeit wachsen die die Schulden von Staaten und Privaten in der Euro-Zone um 100 Millionen Euro – pro Stunde.
Hier eine Zusammenfassung:
Kein Wort im Koalitionsvertrag und zwar weil die Politiker nicht darüber sprechen wollten und die meisten (Wähler) wollten nichts mehr davon hören.
In Wahrheit setzen wir den Wohlstand des ganzen Landes aufs Spiel, stattdessen wird man sich von kommenden Turbulenzen (die werden kommen) überrascht zeigen und hofft auf ein Wunder. Die Schulden von Staaten und Privaten in der Eurozone wachsen immer noch um rund 100 Millionen Euro pro Stunde.
Irland (406% vom BIP), Portugal (381%) und Spanien (300%) werden aus eigener Kraft niemals in der Lage sein, diese Schulden zurück zu zahlen. Griechenland (286%), Italien (262%) und Frankreich(252%) haben vor allem ein Staatsschuldenproblem, welches sie theoretisch über höhere Besteuerung im Inland lösen könnten. Hauptkreditgeber sind wir Deutschen. Wir freuen uns über unsere Exporterfolge doch in Wahrheit verkaufen wir unsere Autos auf Kredit.
Schätzung des DIW: allein seit 2008 rund 600 Milliarden Euro Auslandsvermögen verloren
Wir machen genauso weiter wie vor der Krise, dabei könnten wir unsere Autos genauso gut verschenken. Ein Kassensturz ist notwendig und um Schuldenschnitte kommen wir nicht herum und sollten im Gegenzug fundamentale Reformen verlangen. Die Schulden sind so hoch, da kann man sich nicht mehr „heraussparen“.
Die deutsche Staatsverschuldung wird auf bis zu 400% des BIP steigen, wenn die derzeitigen Versprechen nicht einkassiert werden. Die Mütter- und Lebensleistungsrente wurde noch nicht mitgerechnet. Das heist wir müssen länger arbeiten und das Rentenniveau wird sinken.
In allen Euro-Staaten sind die Schulden in den vergangenen Jahren deutlich stärker gewachsen als die Wirtschaft
Schweden konnte sein Problem in den 1990er lösen. Die Banken wurden verstaatlicht und saniert, die Krone massiv abgewertet und der Exportboom half, die Wirtschaftskrise zu überwinden. Leider haben wir es nicht mit einem einzelnen Land zu tun, welches sich so sanieren möchte, sondern mit einem großen Teil der Eurozone aber auch England, die USA und Japan.
Heraussparen geht nicht, daher bleiben nur Optionen Inflation und Schuldenschnitt. Doch ist es schwer in einer überschuldeten Welt, Inflation zu erzeugen.
Er sagte: “Damit bleibt – so fürchte ich – nur die Option von Schuldenschnitten. Diese können einseitig erfolgen, in dem der Schuldner einfach die Zahlung einstellt oder in einem geordneten Prozess, in dem Gläubiger und Schuldner einen Schuldenerlass vereinbaren. Aus meiner Sicht ist das der beste Weg, da die Gläubiger auf diese Weise etwas im Gegenzug bekommen- z. B. Reformen – und Höhe und Verteilung des Schadens definiert werden kann. Auf diese Weise ließe sich die derzeitige Spirale unterbrechen. Dass dieser Vorschlag bei den Gläubigern nicht auf Gegenliebe stößt, ist mir bewusst. Ich bin aber davon überzeugt, dass es so oder so zu Schuldenschnitten kommen wird. Dann doch besser organisiert als chaotisch.”
Zentralbanken manipulieren sich weltweit durch die Schuldenkrise
Die Zentralbanken haben einen guten Anteil daran, dass es überhaupt zur Krise gekommen ist. Als die Krise ausbrach haben Politik und Zentralbanken erst einmal klassisch reagiert. Eine Krise, ausgelöst durch zu viele Schulden, wurde durch noch mehr Schulden und noch mehr und billigeres Geld bekämpft. Zu diesem Zeitpunkt war das richtig. Im Jahr 5 der Krise läuft der Gelddruck-Prozess jedoch unvermindert weiter.
Hier noch die weiteren wichtigsten Aussagen:
Wer also Schulden reduzieren will, reduziert auch Vermögen.
Niemand wird ungeschoren aus dieser Situation heraus kommen
Zypern war ein Versuch. Es sollte vor allem Gläubiger treffen, die keine EU Bürger sind und die Politik wollte den eigenen Bürgern demonstrieren, wie hart sie die Interessen des eigenen Landes schützt
Der Schuldenüberhang muss aus der Welt. Ohne Verluste für die Gläubiger – wie auch immer diese organisiert werden – wird es nicht gehen
Dr. Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Think Tanks „Beyond the Obvious“. In dem äußerst lesenswerten Blog analysiert Stelter den täglichen Schulden-Wahnsinn.
Wie am Anfang gesagt das vollständige Interview kannst du auf der Seite der Deutschen Wirtschaftsnachrichten lesen.
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